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Origin Trip: Kenia

16.07.2023
Kategorien: Origin Trips
Tags: Kenia
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Origin Trip: Kenia

Kaffeeland Kenia

In unserem Kaffee-Angebot stellt Kenia eines der Schwerpunkt-Anbauländer dar: Pro Jahr sind in unserer Planung drei verschiedene Kaffees vorgesehen, die im ostafrikanischen Land angebaut werden. In der Welt des Specialty Coffee sind Kaffees aus Kenia äusserst beliebt und auch wir können von den oft sehr saftigen, spritzigen, lebendigen, und oft sehr komplexen Kaffees kaum genug bekommen. Wie immer, kann man das Geschmacksprofil des Kaffees eines ganzen Landes nicht generell mit einigen wenigen Wörter beschreiben. Nicht alle, aber viele kenianische Kaffees sind süss, haben eine ausgeprägte Zitrussäure, erinnern an Steinfrüchte, Beeren, Rhabarber, auch mal Tomaten, gepaart mit floralen Noten oder Noten von Kakao, und weisen nicht selten auch weinartige Eigenschaften auf. Wir wollten Kenia schon länger unbedingt besuchen und im Herbst 2022 war es denn endlich soweit.

Eintreffen in Nairobi

Via Istanbul ging es mit Turkish Airlines auf einem kurzen Nachtflug nach Nairobi, der bereits um 3 Uhr morgens landete. Am Flughafen wurde ich direkt abgeholt und zum Bed & Breakfast auf der andern Seite der Stadt gebracht, bevor ich 2-3 Stunden Schlaf tanken konnte. Denn am Morgen begann bereits mein Programm in Nairobi mit Vava Angwenyi, der Gründerin von Vava Coffee.


So ging es einige Tage sehr intensiv vom einen zum nächsten Ziel. Dazwischen verbrachten wir jeweils viel Zeit im Auto. Nairobi ist eine grosse Stadt, die Strasseninfrastruktur alles andere als ideal und da man ohne Auto kaum irgendwohin gelangt, sind die Strassen entsprechend voll. Eine Metro, grössere Busse oder Trams sucht man vergebens. Der öffentliche Verkehr besteht im Grunde aus zahlreichen kleinen, privaten Minibussen, welche die Strassen zusätzlich überfüllen. Aufgrund des Verkehrs dauert es oft eine oder sogar mehrere Stunden, um von einer Seite der Stadt auf die andere zu gelangen. Auch ausserhalb Nairobis ist es im Strassenverkehr nicht möglich, besonders schnell vorwärts zu kommen. Inlandflüge sind daher für etwas weitere Entfernungen ein wichtiges Fortbewegungsmittel, ebenso wie die wenigen Bahnlinien, die es im Land gibt. Die Bahnhöfe und deren Sicherheitschecks erinnern stark an Flughäfen. Timing ist zentral wenn man eine etwas weitere Strecke zurücklegen will, um den Verkehr etwas zu vermeiden, und so macht es oft Sinn, frühmorgens loszufahren, wenn die Strassen noch nicht ganz so voll sind.


Die Stadt ist vielfältig, hat sehr unterschiedliche Nachbarschaften und sogar ein Nationalpark mit wilden Tieren befindet sich auf dem Gebiet der Stadt. Auch die Bevölkerung ist sehr durchmischt: Kenia hat über 40 Völker und die meisten Kenianer*innen fühlen sich einem davon zugehörig. In Nairobi trifft man aber auch auf zahlreiche Expats, Tourist*innen und Geschäftsleute aus aller Welt. Während unserem Aufenthalt fanden wir auch einige spannende Restaurants und fühlten uns sehr wohl.

Vava Coffee

Vava Coffee

Wenn wir Kaffee aus Kenia kaufen, ist Vava Coffee, eine zertifizierte B Corp, meist das Partner-Unternehmen unserer Wahl. Alle kenianischen Kaffees in unserem aktuellen Sortiment haben wir in Zusammenarbeit mit Vava Coffee gekauft. Vava Angwenyi gründete das Social Enterprise 2008. Sie bemüht sich um bessere Zukunftsperspektiven für die lokale Bevölkerung sowie die Kaffeebranche als Ganzes. Vava Coffee hat eine Mission: Den Status Quo herauszufordern sowie positive soziale und ökonomische Turbulenzen in der Kaffeeszene zu kreieren. Vavas Leidenschaft hilft vielen Kaffeeproduzent*innen, ihren Lebensunterhalt auf nachhaltigere Art und Weise zu erzielen.

Research Center

Research Center

Das erste Highlight der Reise war das Coffee Research Center in Ruiru, 20km (aber 1-2h) von Nairobi entfernt. Hier werden Kaffee-Varietäten bzw. -Kultivatoren gezüchtet und es wird damit experimentiert – jedoch nicht mehr soviel, wie in der Vergangenheit, wie unser Guide bedauert, der bereits seit 20 Jahren hier arbeitet. Er führt uns durch das sehr einfach ausgestattete Gelände, das kleineren Farms nicht unähnlich ist. Kaffee-Produzent*innen können hier sowie an anderen Standorten in entfernteren Gebieten Setzlinge und Samen von verschiedenen Kultivatoren kaufen. Einer der bekanntesten Kultivatoren Kenias, der hier in Ruiru entwickelt wurde, trägt den Namen Ruiru 11.

Kenya Coffee

Kenya Coffee

Kenya Coffee ist ein Unternehmen, das in der Kaffeebranche hier jede*r kennt. Bei Kenya Coffee werden einige der Kaffees, die über Vava verkauft werden, gelagert. Kenya Coffee hat für uns ein Cupping mit Samples von ca. 30-40 Kaffees vorbereitet. Unter meinen Favoriten war erfreulicherweise auch Chepnorio, ein Kaffee den wir bereits zuvor von Vava Coffee gekauft haben und der in Kürze erneut in unserem Angebot steht. Daniel von Kenya Coffee erläuterte uns die Abläufe und zeigte den Weg auf, den der Kaffee von der Farm bis zu Kenya Coffee macht. Schliesslich fuhren wir zusammen zum nächsten Ziel: KBM.

KBM

KBM

Kahawa Bora Millers, meistens kurz KBM genannt, ist eine in der Region bekannte Dry Mill und gehört zur gleichen Gruppe wie Kenya Coffee. Dennoch operieren beide als eigenständige Unternehmen. «Kahawa Bora» steht für «exzellenter Kaffee». Vava arbeitet für viele Kaffees mit der Mill zusammen, wo der getrocknete Kaffee noch aus der letzten Schicht gemahlen wird: aus «Parchment Coffee» wird Rohkaffee. Auch zwei von unseren Kaffees werden hier «gemilled». Bei KBM erzählte uns Ernest Mogaka, der hier das Lab leitet, viel über die Ernte, wie der Klimawandel diese betrifft, die Abläufe in der Mill und über einzelne Kaffees.

Coffee Exchange

Coffee Exchange

In Kenia ist es ungewöhnlich, Kaffee von einer einzigen Farm zu kaufen. Die Mehrheit aller kenianischen Kaffeeproduzierenden kultiviert sehr kleine Flächen an Land und hat oft nur 100-200 Kaffeebäume. Ihr Ernteertrag wird danach mit dem von anderen Farms vermischt und verarbeitet. Gehandelt wird Rohkaffee in Kenia seit den 30er-Jahren über die Nairobi Coffee Exchange, wo die Kaffees jeden Dienstag an die Höchstbietenden verkauft werden. Das System ist komplex und bietet Vor- und Nachteile. In den letzten Jahren wird aber vermehrt auch ausserhalb der Auktion Rohkaffee verkauft. Dennoch orientieren sich die Preise, die dabei gezahlt werden, stark an den jeweils aktuellen Preisen der Coffee Exchange.
Deman Estate

Deman Estate

Um dem Verkehr zu entkommen fuhren wir am frühen Morgen los, so dauerte die Fahrt nach Meru nur 3-4 Stunden. Dann kamen wir bei Deman Estate, Mutai Kinyuas Farm in Nkubu Town, an. Mutai ist sehr charismatisch und immer für einen Spass zu haben, er begrüsste uns herzlich und brühte erstmals einen Kaffee. Er wohnt in Nairobi mit seiner Familie, ist aber natürlich auch oft hier auf der Farm. Während seiner Abwesenheit hat sein Farm Manager alles im Griff und leitet das Team. Gegen zehn Arbeiter*innen, vorwiegend Frauen, sind fast das ganze Jahr über auf Deman Estate und Mutais zweiter Farm in der Nähe beschäftigt.

Deman Estate 2

Wie schon verschiedene Leute von KBM und Kenya Coffee, erwähnte auch Mutai mehrmals, dass die Ernte durch den Klimawandel viel unvorhersehbarer und schwieriger planbar geworden ist. Gab es vor ein paar Jahren noch verlässlich eine Haupternte Anfang Sommer und eine Nebenernte im Herbst, vermischt und verschiebt sich heute alles viel stärker, jedes Jahr ist anders. Auch für Vava macht es das schwierig oder teilweise gar unmöglich, Jahr für Jahr dieselben Kaffees zur selben Jahreszeit anzubieten und pünktlich zu exportieren. Und natürlich wirkt sich das auch auf unsere Jahresplanung aus, in welcher die Kaffees regelmässig nach vorne oder hinten verschoben werden müssen. Dieses Problem existiert nicht nur in Kenia, sondern wird in den meisten Anbauländern von Kaffee immer wie mehr zum Thema.

Anbau & Verarbeitung

Deman Estate erstreckt sich über zwei Farms auf einer relativ kleinen Fläche, die nebst anderen Pflanzen, etwa Macadamia-Bäumen, grösstenteils mit Kaffeepflanzen der Varietäten Ruiru 11 und Batian bepflanzt ist. Auf diese Varietäten setzt Mutai vor allem, weil die in Kenia ebenfalls stark verbreiteten und für ihre hohe Qualität bekannten SL-Varietäten aufgrund des Klimawandels mehr und mehr Probleme bereiten. Sie sind anfälliger für Krankheiten und das Kultivieren von Pflanzen dieser Varietäten setzt oft einen stärkeren Einsatz von Chemikalien wie Fungiziden voraus, was Mutai nicht zusagt. Auf Pestizide und Fungizide verzichtet er weitgehend und wendet, wenn immer möglich, natürliche Techniken und Mittel zur Schädlingsbekämpfung an – und baut eben auch Varietäten an, welche resistenter sind. Wenn das nicht ausreicht, um die Pflanzen zu schützen, kauft er biologische Mittel bei einem darauf spezialisierten Unternehmen in Nairobi.

Gedüngt werden die Pflanzen vor allem mit den getrockneten Schalen der Kaffeekirschen, der gelben Parchment-Schicht der getrockneten Kaffeebohnen, sowie Minjingu Organic Fertilizer.


Der Boden auf Deman Estate ist eine Mischung aus Sand und Erde mit vielen Nährstoffen. Neue Kaffeebäume pflanzt Mutai selber mit Samen, die er beim zuvor erwähnten Coffee Research Institute kauft, das in der Nähe von Deman Estate eine Verkaufsstelle hat. Die Ernteerträge beider Farms werden nach Grade sortiert. In Kenia werden die Bohnen je nach Grösse in acht Kategorien unterteilt, zum Beispiel AA, AB oder C. Das geschieht vorwiegend durch das Filtern mit grossen Sieben, die zu zweit von Hand geschüttelt oder andernorts auch maschinell betrieben werden.

Deman Estate 4
Früher verarbeitete Mutai seine Kaffees mit der in Kenia üblichen, gewaschenen Methode. Eines Tages, vor ein paar Jahren, unterbreitete Vava ihm den Vorschlag, eine kleine Menge als «Naturals» zu verarbeiten. Die beiden kennen sich relativ gut und schon eine ganze Weile, Vava ist oft vor Ort und arbeitet eng mit Mutai zusammen. So vertraute er ihr und nahm sich dem Experiment an. Die Ergebnisse schmeckten hervorragend und Mutai war begeistert – seither will er nur noch Naturals machen. Nicht nur der Geschmack überzeugte den Produzenten, der Prozess benötigt auch kaum Wasser und generiert damit nicht die grosse Menge an verschmutztem Abwasser, die beim Verarbeiten als «Washed» entsteht. Vielerorts fliesst das Abwasser ungefiltert in die Böden und beschädigt diese massiv.

Naturals & Carbonic Maceration

Erst seit kurzer Zeit fermentiert er einige seiner Kaffees auch mit der vom Weinanbau bekannten «Carbonic Maceration»: Nach der Ernte legt er die Beeren ohne Wasser in einen Tank, in dem sie während 2-3 Tagen eine anaerobe Fermentation durchlaufen. Danach werden diese auf Trocknungsbetten (eine Art erhöhte Tische mit Gitter statt Tischplatten) zur Trocknung ausgelegt, was meistens einige Wochen dauert. Auch mit dem «Honey Process» experimentierte Mutai, doch am meisten interessiert ist er an Naturals – ob mit oder ohne Carbonic Maceration. Für die Farm möchte er in Zukunft eine kleine Röstmaschine kaufen, um Samples und Kaffee für den Eigengebrauch zu rösten. Daher war er sehr interessiert an unserer Rösterei und daran, wie und mit welcher Maschine wir rösten. Wir wurden auf Deman Estate mit frisch gebrühtem Kaffee, einem kleinen Lunch und mit Steinen geöffneten Macadamia-Nüssen verpflegt. Nach unserem Besuch stand uns die Rückfahrt nach Nairobi bevor, die aufgrund des Verkehrs deutlich länger dauerte als die Hinfahrt.

Nachernte-Prozess in Kenia

Kenia ist bekannt für seine gewaschenen Kaffees, die äusserst saftig, spritzig und klar sein können. Noten von roten und dunklen Beeren, Steinfrüchten wie Pflaume, Zitrus- und oft auch viele florale Noten sind typisch. Nachfolgend fassen wir die traditionelle Art, Kaffee in Kenia nach der Ernte zu verarbeiten, kurz zusammen.


  1. Factories: Die frisch geernteten Kaffeekirschen werden zu «Collection Centres» oder direkt zu den «Wet Mills» (oder «Factories», «Washing Stations») geliefert. Nach einer groben Sortierung und Prüfung auf Defekte, werden sie dort gewogen und die Produzierenden erhalten eine geringe Anzahlung – sowie einen Beleg. Mit diesem können sie die Zahlung später einfordern, nachdem der Kaffee an der Nairobi Coffee Exchange verkauft wurde.
  2. Depulping: Als nächstes werden die in den Kaffeekirschen enthaltenen Bohnen vom Fruchtfleisch getrennt («depulping») und die Bohnen werden in Wasserkanälen nach Dichte sortiert: Die dichtesten Bohnen sinken sofort und werden als beste Qualität in P1 kategorisiert, die oben aufschwimmenden als schlechteste Qualität (P3). Alles dazwischen wird als P2 eingestuft.
  3. Fermentation: Die Bohnen werden schliesslich aus dem Wasser genommen und für meistens 18-24 Stunden in Fermentations-Tanks gegeben. Oft werden sie während diesem Prozess 2-3x gewaschen, in dem jeweils Wasser beigegeben, alles gut durchgerührt, und das Wasser dann wieder abgelassen wird.
  4. Waschen: Nach der Fermentation wird der Kaffee erneut in Wasser-Kanälen gewaschen und erneut nach Dichte sortiert: leichtere Bohnen fliessen ab und werden getrocknet, schwerere bleiben im Wasser und werden während bis zu 24 Stunden gewaschen.
  5. Trocknen: Die Bohnen werden nun während etwa 12-20 Tagen ausgelegt – zuerst auf einer Art Matte, dann auf Trocknungsbetten und schliesslich oft auch auf einer Oberfläche aus Jute oder Drahtgeflecht. Das geschieht in aller Regel draussen. Während den heissesten Stunden des Tages sowie über Nacht werden die Bohnen normalerweise zum Schutz vor Sonne, Witterung und Feuchtigkeit abgedeckt.
  6. Milling: Danach wird die Parchment-Schicht der Bohnen entfernt. Dafür werden die Bohnen durch eine Art Mühle gelassen, welche die trockene, papierartige, hellgelbe Schicht entfernt. Der grüne Rohkaffee kommt darunter zum Vorschein.
  7. Grading: Bevor der Kaffee verkauft werden kann, werden die Bohnen anhand ihrer Grösse eingestuft, bspw. AA für sehr grosse Bohnen, was wiederum mit einer anderen Sortiermaschine geschieht. Schliesslich werden Muster entnommen und verpackt, die in der Regel an die Coffee Exchange gehen – oder aber direkt an Exportunternehmen wie Vava Coffee.

Nairobi

Trotz vollem Programm und relativ begrenzter Zeit, war während dem Kaffeeteil der Reise dennoch auch mal ein bisschen Zeit für Abendprogramm, das nichts mit Kaffee zu tun hatte. In Nairobi hatte Vava Tickets für ein Theater reserviert, das wir zusammen mit einem Freund von ihr besuchten. Das sehr modern ausgelegte Theaterstück befasste sich mit mentaler Gesundheit und Krankheit und war äusserst beeindruckend und richtig gut gespielt. Nairobi fühlte sich beim Besuch dieses Theaters wie ein Dorf an: Vava wurde von zahlreichen Menschen angesprochen, mit denen sie auf die ein oder andere Weise zusammenarbeitete oder die sie sonst kannte, und auch Vavas Freund Robert traf immer mal wieder per Zufall Bekannte.


Nach dem Besuch der Kaffee-Anbauregionen rund um den Mount Kenya ging es für uns weiter nach Lamu und die Reise wurde nun mehr und mehr von Geschäftsreise zu Ferien. Doch ganz erledigt war die Arbeit noch nicht. Die wunderschöne Insel liegt direkt vor der Küste und ist auf dem Landweg nur sehr schwer zu erreichen und der Weg wird auch als etwas gefährlich beschrieben. Kommt man stattdessen mit dem Propellerflugzeug, landet man am Manda Airstrip, der sich auf einer Halbinsel gleich neben Lamu befindet. Mit dem Gepäck geht man von da nur ein paar Minuten zu Fuss zu einem Steg und gelangt von da mit einem kleinen Boot nach Lamu.
Lamu

Lamu

Nebst Strand, Dünen und Wald, finden sich auf der Insel zwei Städtchen: Shela Town, ein wunderschönes kleines Dorf mit vorwiegend weissen Häuser, und das zu Fuss eine halbe Stunde (oder mit dem Boot ein paar Minuten) entfernte Lamu Town. Etwas grösser als Shela, ist Lamu Town nicht ganz so schön, aber minim «städtischer». Während es in Shela eigentlich nur Esel als Fortbewegungs- und Transportmittel gibt, finden sich hier zahlreiche Motorräder, eine Handvoll Tuk-Tuks (z.B. als Ambulanz), mindestens ein Traktor und angeblich zwei Autos: eines für repräsentative Zwecke bzw. für den Governor und eines als Esel-Ambulanz.

La Dulce Toro Café

La Dulce Toro Café

In Lamu Town eröffnete Vava vor einiger Zeit eine kleine Kaffeeschule, in der junge Erwachsene kostenlos international anerkannte SCA-Kaffeekurse besuchen können. Die Kaffeeschule ist Teil von Gente del Futuro. Das Projekt begann in Kolumbien – daher der Name – und wurde nun in Lamu mit sechs Teilnehmenden fortgesetzt. Kurz vor unserem Besuch wurde vom Projekt aus auch ein Café mit dem Namen La Dulce Toro Cafe eröffnet. Es ist sehr schön eingerichtet mit viel Beton inkl. einer schönen Betontheke, dennoch fügt es sich ganz gut in die typische, muslimische Architektur von Lamu Town ein, die etwa an Marokko erinnert.

Die Schüler*innen der Kaffeeschule arbeiten auch in verschiedenen Pensen im Café, wo sie das erlernte Wissen direkt anwenden können. Einen kleinen Einblick in die Entstehung von La Dulce Toro Café gibt's in diesem schönen Video. Der Besuch der Schule ist kostenlos und wird durch Beiträge an Gente del Futuro finanziert, das auch wir finanziell mit einem Anteil der Gelder aus den Kund*innen-Beiträgen via Online-Shop und dem Prozent unseres Jahresumsatzes unterstützen. Weiter fliesst jeweils ein Anteil des Umsatzes, den Vava Coffee mit dem Verkauf von Grünkaffee macht, in das Projekt.


Die Schüler*innen können bei Gente del Futuro kostenlos SCA-Kurse der Stufen Foundation und Intermediate in den Bereichen Barista (Barista-Handwerk), Brewing (Filterkaffee) und Sensory (Sensorik) besuchen. Danach wird mit ihnen zusammen entschieden, ob sie sich selber weiter in einen Bereich einarbeiten oder ob sie ggf. weiterführende Kurse besuchen wollen, die teilweise auch finanziert werden können.

La Dulce Toro Café 3

Wir besuchten das neu eröffnete Café, wo ich mich mit den Schüler*innen austauschte und ihnen auch etwas mehr über Drip Roasters, unsere Philosophie beim Rösten sowie im Einkauf von Grünkaffee erzählte. Hinter der Bar gab ich eigene Erfahrungen aus dem Café-Alltag weiter und beantwortete Fragen. Die Schüler*innen hatten, auch abgesehen von der Arbeit hinter der Theke, sehr viele Fragen, beispielsweise auch zur Kaffeekultur in der Schweiz und in Europa. Schliesslich erhielt ich noch die Ehre, mit ihnen auf einem alten Sample-Röster ein paar Muster zu rösten. Das ganze ging sehr schnell und aufgrund der älteren Maschine war das Rösten auch sehr rudimentär. Zum Schluss brühten die Schüler*innen für uns noch Kaffee und nach dieser Kaffeepause ging es denn auch bald wieder zurück zu den Eseln in Shela Town.

Der Kaffee

Pro Jahr kaufen wir drei Kaffees aus Kenia, wobei sich das auch mal etwas verschieben kann. Die frischeste Ernte von Deman Estate erwarten wir im Herbst. Ndaro-ini, den wir als Espresso rösten, ist gerade erst eingetroffen und steht seit wenigen Wochen wieder im Sortiment. Als typischer «Washed» aus Nyeri ist er fruchtig und spritzig, weist aber auch Noten von Milchschokolade auf. Für Filterkaffee führen wir aktuell noch Ngurueri im Sortiment (floral, Beeren, Aprikosen, Apfel), der zuletzt den Platz vom Chepnorio in unserem Sortiment einnahm, welcher aber nun auch bald wieder eintreffen wird.

Coffee Milk Blood

«Coffee Milk Blood – a Story about us, by us» ist ein Buch von Vava Angwenyi mit Fotografien von Portia Maae Hunt. Es ist ein schönes, starkes Fotobuch über die Menschen, die Kaffee produzieren, über Kolonialgeschichte – und -gegenwart. Es ist ein Projekt, das aus Leidenschaft und Überzeugung entstanden ist, an dem Vava und Portia über einen längeren Zeitraum gearbeitet hatten. Wir verkaufen das Buch nur knapp über unserem Einkaufspreis weiter, um anfallende Kosten zu decken. Nebst den Kosten für Produktion und Distribution des Buches, geht fast alles direkt an Vava Coffee, von deren Umsätzen immer auch ein Teil an das zuvor erwähnte Schulprojekt Gente del Futuro auf Lamu fliesst.